Das Finale im Männer-Achter bei den „European Championships“ im schottischen Glasgow war auf der ersten Streckenhälfte nichts für schwache Nerven. Mit einem Blitzstart legten sich die Rumänen in Front. Dicht dahinter die Niederlande und Großbritannien. Nach den ersten 500 Metern lag der erfolgsverwöhnte Deutschland-Achter mit Jakob Schneider vom Ruderklub am Baldeneysee (RaB) an Bord nur auf dem vierten Rang. Bei Streckenhälfte wechselte die Führung zu den Niederländern. Mit einem fulminanten Zwischenspurt kämpfte sich das Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes auf dem dritten Streckenabschnitt nach vorne und baute diese Führung auf den letzten 500 Metern auf eine ¾ Bootslänge aus. Am Ende war es für den Deutschland-Achter der sechste EM Titel in Folge. Die Niederlande gewann Silber. Bronze ging an Rumänien. Der Dauerrivale aus Großbritannien landete bei seinem Heimauftritt nur auf dem vierten Rang.
Für den 24 Jährigen Essener Jakob Schneider war es die erste Titelverteidigung. Seit dem letzten Jahr sitzt der Student der Biologie und Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften im Deutschland-Achter und gewann 2017 im polnischen Poznan den EM Titel und drei Monate später in Sarasota (USA) den WM Titel. Wenn es nach Schneider geht, kann sich diese Reihenfolge auch in diesem Jahr gerne wiederholen. In vier Wochen stehen vom 9.-16. September die Weltmeisterschaften im bulgarischen Plovdiv an, dort will das deutsche Flaggschiff dann das Double holen.
Bereits am Mittwoch geht es in das WM-Vorbereitungstrainingslager nach Völkermarkt in Österreich. Um in der Kürze der Zeit zwischen EM und Trainingslager so gut wie möglich regenerieren zu können, ging es direkt nach der Siegerehrung um 16 Uhr via Flugzeug zurück in die Heimat. Es blieb also keine Zeit den EM-Titel zu feiern. Drei Nächte sollen die Ruderrecken vom Bundesstützpunkt Dortmund nochmal in ihren heimischen Betten schlafen, um dann mit voller Konzentration das große Saisonziel anzusteuern.
Jakob Schneider saß bei Interview am Montag schon wieder auf dem Fahrrad um sich die Müdigkeit ein wenig aus den Beinen zu strampeln. Er äußerte sich sehr positiv: „Das Rennen war definitiv deutlich besser als das World-Cup Finale in Luzern (CH). Klar waren wir überrascht, dass wir nach 500 Metern nur auf Rang vier lagen. Unser Steuermann Martin Sauer der im Rennen unser Denker und Lenker ist sagte, dass wir gut unterwegs sind und das Rennen auf den dritten 500 Metern für uns entscheiden werden. So kam es dann auch!" Der RaB Ruderer freut sich schon auf Völkermarkt. „Wir haben dort ein schönes Hotel mit exzellenter Verpflegung, die Trainingsbedingungen sind optimal und die Leute vor Ort sehr hilfsbereit und nett!“ Auf die Frage der größten Konkurrenten antwortete er: „Das Feld ist deutlich enger geworden. Es läuft nicht mehr nur auf einen Zweikampf zwischen Deutschland und Großbritannien heraus. Australien, die Niederlande, die USA und auch Rumänien muss man auf alle Fälle auf dem Zettel haben! Aber wenn wir alle gesund bleiben und das geplante Trainingspensum bis zur WM durchziehen können bin ich zuversichtlich, dass wir den WM Titel verteidigen können. Das ist auf alle Fälle unser ganz großes Ziel für das wir alle Strapazen auf uns nehmen!“
Ergebnisse, EM in Glasgow:
Achter, Finale: 1. Deutschland-Achter (Hannes Ocik, Richard Schmidt, Malte Jakschik, Jakob Schneider, Torben Johannesen, Maximilian Planer, Felix Wimberger, Johannes Weißenfeld, Martin Sauer) 5:27,48 Minuten, 2. Niederlande 5:29,51, 3. Rumänien 5:29,71, 4. Italien 5:31,75, 5. Großbritannien 5:31,95, 6. Russland 5:41,12.