Dieses Stückchen Erfahrung fehlte schließlich im Halbfinale. Nach dem Top-Rennen im Vorlauf, in dem sich Leonie Neuhaus und die Triererin Kathrin Morbe hinter dem Vorjahres-Vierten Schweiz auf Anhieb für die Top 12 qualifizierten, musste das Duo des Deutschen Ruderverbandes dem hohen Anfangstempo Tribut zollen und am Ende mit dem fünften Platz vorlieb nehmen. Vier Sekunden lag das A-Finale entfernt.
Viel Lob bekamen Neuhaus/Morbe dafür, dass sie quasi über Nacht die Taktik komplett umstellten. Mit Erfolg. Statt am Start das Gaspedal durchzutreten, hieß nun die Devise „nicht nach vorne legen und mitfahren“ um so mehr Reserven für die Mitte und vor allemam Ende zu haben. Diese Aufgabe löste der Zweier aus Essen und Trier mit Bravour, schlug dabei sogar die im Halbfinale auf Platz vier liegenden Griechen und fuhr auf Platz zwei hinter Australien ein. Wenig später sicherten sich die Neuseeländerinnen den U23-WM-Titel mit einer Gala-Vorstellung. „Das ist eine andere Welt“, so Seidel: „Aber zu den Medaillenplätzen sind wir näher dran als im letzten Jahr.“ Man möchte sich an den Schweizerinnen orientieren, die auf den Bronzerang fuhren. „Soweit waren wir von denen gar nicht weg.“
Auch vom ganzen Drumherum schwärmte der EWRC-Trainer. „Das war eine sehr gut organisierte Veranstaltung. Die Bulgaren sind sehr gastfreundlich und haben sich ganz viel Mühe gegeben. Für die hohen Temperaturen kann ja keiner etwas.“ In den nächsten Wochen dürfen sich Neuhaus und Morbe etwas Pause gönnen. Ein bisschen Ferien machen. Dann Klausuren nachholen und ab Mitte September wieder langsam anfangen. „Wir würden uns natürlich gerne in diesem Zweier einfahren und weiterentwickeln. Im nächsten Jahr sind die Karten aber wieder ganz neu gemischt.“ Entscheidend werden die Deutschen Kleinbootmeisterschaften und Rangliste im Einer sein, auf welche Bootsklasse es hinausläuft. Leonie Neuhaus wird mit einem nagelneuen Einer in die Vorbereitung starten dürfen. Das sorgt sicher auch für einen Schuss zusätzliche Motivation.