Beeindruckender Start-Ziel-Sieg des Flaggschiffes im bulgarischen Plovdiv.
Der 24-Jährige Jakob Schneider vom Ruderklub am Baldeneysee hatte sich durch hervorragende Leistungen in dieser Saison erneut für den Deutschland-Achter qualifiziert. Großes Saisonziel nach dem Gesamtsieg im World-Cup und dem EM Sieg war die WM-Titelverteidigung von der Goldfahrt in Sarasota (USA) im letzten Jahr. Bereits im Vorfeld der Ruder-Weltmeisterschaften, welche vom 9.-16. September 2018 im bulgarischen Plovdiv stattfanden war klar, dass es in diesem Jahr um den globalen Titel in der Königsdisziplin richtig eng werden würde. Dies wurde bereits in den Vorläufen am vergangenen Mittwoch unterstrichen. Der Achter des Deutschen Ruderverbandes (DRV) gewann zwar seinen Vorlauf, die Amerikaner und Australier zeigten aber im anderen Vorlauf eine bärenstarke Vorstellung, waren 3,5 Sekunden schneller und blieben dabei nur wenige Zehntel über der Weltrekordzeit. Die Jungs um den Essener Student der Biologie und Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften waren also gewarnt und die Anspannung war entsprechend. Optimal eingestellt von Bundestrainer Uwe Bender kam es für die Jungs vom Bundesstützpunkt Dortmund ganz anders als erwartet. Mit einem beeindruckenden Start-Ziel-Sieg verteidigten sie ihren WM-Titel aus dem Vorjahr. Ihr Vorsprung fiel am Ende noch deutlicher als im Vorjahr aus und betrug ein ¾ Bootslänge vor Australien und Großbritannien die nur drei Hundertstel trennten. Die USA ging als viertes Boot leer aus.
„Der Rennverlauf kam für uns völlig unerwartet. Wir wollten vom Start weg Druck machen und die anderen jagen. Das wir allerdings vom ersten Schlag an die Bugspitze vorne hatten und zu den Gejagten wurden, überraschte auch uns sehr“, so das erste Statement eines überglücklichen Jakob Schneider. „Die Teamleistung war einfach top. Als wir 500 Meter vor dem Ziel fast eine Bootslänge Vorsprung hatten und die Bedingungen durch Wind und Welle schwieriger wurden dachte ich mir: Jetzt bloß keinen technischen Fehler mehr machen! Die anderen kamen dann nochmal auf aber unser Vorsprung war einfach zu groß“. Vater und Freundin standen am Ufer und fieberten mit. Nach dem offiziellen Bankett des Verbandes zog sich die sympathische 1,98m große Hüne mit seiner Familie in eine Vinothek zurück und genoss den Erfolg im stillen, kleinen Kreis.
Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt dem Aushängeschild des Essener Rudersports nicht. Bereits am nächsten Samstag startet der Deutschland-Achter beim Rendsburg-Cup. Beim längsten und härtesten Langstreckenrennen der Welt auf dem Nord-Ostsee-Kanal trifft die Mannschaft von Bundestrainer Uwe Bender am Sonntag erneut auf die Teams aus Großbritannien, den USA und Niederlanden. Ein wenig Erholung ist dann im „Club der Besten“ angesagt, wo sich die Ruderrecken mit anderen erfolgreichen Sportlern eine Woche von den Strapazen erholen. Aber im Anschluss geht es schon wieder in die USA noch Boston, wo das „Head oft he Charles“ stattfindet. Die Mitglieder des Ruderklub am Baldeneysee haben das Finale auf einer Großbildleinwand im Bootshaus mit verfolgt und gemeinsam gezittert. Auch hier war der Jubel riesengroß und man ist mächtig stolz, einen solchen Athleten in ihren Reihen zu haben. Einziger Wehrmutstropfen ist, dass Jakob Schneider in diesem Jahr beim Prestigerennen um den Essener Stadtachter nicht dabei sein kann, da die Regatta in Boston parallel stattfindet. „Das wird dann leider der einzige Titel sein, den ich selbst in dieser Saison nicht verteidigen kann. Aber die Jungs machen das schon!“