Mit einer Bootslänge Vorsprung hat der „Deutschland-Achter“ am vergangenen Wochenende auf der Regattabahn im tschechischen Racice in der Nähe von Prag seinen Titel bei den Europameisterschaften erfolgreich verteidigt. Mit an Bord saß Jakob Schneider vom Ruderklub am Baldeneysee (RaB) der sich durch hervorragende Leistungen im Kleinboot und auf dem Ruderergometer für dieses Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes (DRV) qualifizieren konnte.
Mit einem souveränen Vorlaufsieg über die Russen startete das Paradeboot des DRV in diese globalen Titelkämpfe. Allerdings hatte das deutsche Team um der 22 Jährige RaB Ruderer in der Nachbetrachtung etwas Bauchgrummeln, da der andere Vorlauf von den Rumänen mit einer knapp fünf Sekunden schnelleren Vorlaufzeit gewonnen wurde. „Im nacholympischen Jahr gibt es in den Nationalteams immer große Veränderungen, welche eine Einschätzung schwer machen“, so der Student der Biologie und Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften. Der „Deutschland-Achter“ hatte aber bereits bei der „Internationalen Hügel-Regatta“ vor zwei Wochen auf dem Baldeneysee einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Zwar fehlte die absolute Spitze in der Konkurrenz, die Fahrzeit des Achters ließ aber schon im Vergleich zu den anderen Bootsklassen aufhorchen, dass die Jungs vom Bundesstützpunkt in Dortmund richtig schnell unterwegs sind.
Mit großer Anspannung ging man am vergangenen Sonntag in das Finale. Für Jakob Schneider ging ein Jugendtraum in Erfüllung. Er saß im „Deutschland-Achter“ im Finale einer kontinentalen Meisterschaft. Mit über 40 Schlägen pro Minute machte sich das deutsche Flaggschiff auf die 2.000 Meterstrecke. Gleich bei der ersten Zwischenzeit bei 500 Meter lag Deutschland vor Polen und den gefürchteten Briten in Führung. Von den Rumänen war nichts zu sehen. Bundestrainer Uwe Bender hatte den Essener ins Mittelschiff des 16 Meter langen Bootes beordert, eine ungewohnte Position, da er sonst gewöhnt war im Bug des Bootes zu sitzen. „Auf dieser Position kann man schlecht einschätzen auf welchem Rang man liegt, da die Boote ja immer eng zusammen liegen!“. Bei Streckenhälfte konnte auch Jacob Schneider dann erkennen, dass man in Front liegt, denn der Achter hatte sich mittlerweile eine ¾ Bootslänge vor Polen und den Russen herausgerudert. Der „Deutschland-Achter“ investierte auf den ersten 1.000 Meter mächtig viel, die Frage war ob dies bis ins Ziel reichen würde. Die Niederländer schoben sich mit immerhin sechs Ruderern aus dem letztjährigen Bronze-Achter von den olympischen Spielen in Rio von Platz fünf auf Bronze. Polen kam zwar im Endspurt noch einmal näher heran. Am Ende sicherte sich der „Deutschland-Achter aber in einer Weltklasse Zeit von 5:28,03 Minuten vor Polen 5:30,91 und den Niederlanden 5:31,05 Minuten den Europameistertitel. Russland wurde vierter, die gefürchteten Briten fünfter und der Vorlaufsieger Rumänien gar sechster.
Groß war die Erleichterung und Freude bei dem 22 Jährigen Essener, dass die Titelverteidigung mit ihm im Boot geklappt hat. „Im „Deutschland-Achter“ zu sitzen, bedeutet eine ganz andere Schmerzgrenze zu erfahren. Es geht so hochfrequent zur Sache und bei 1.000 Meter brennen die Beine schon unmenschlich. Für diese Erfahrung lohnt es sich aber die Strapazen auf sich zu nehmen.“ Überhaupt nimmt der sympathische 1,99m große um 96 kg schwere Modellathlet eine Menge Strapazen auf sich. Neben den zwei Trainingseinheiten täglich treibt er sein Studium voran. Hier erreichte ihn bei seiner Rückkehr aus Tschechien die freudige Botschaft, dass er eine weiter Prüfung erfolgreiche bestanden hat.
Nun richtet sich der Blick auf die nächsten beiden World-Cups in Poznan/Polen (15.-18.6.17) und Luzern/Schweiz (7.-9.7.17). Nach zwei mehrwöchigen Trainingslagern geht es dann endlich zu den Ruderweltmeisterschaften in die USA, welche vom24.9.-1.10.17 in Sarasota/Florida stattfinden.